Thos Henley

Thos Henley besitzt nicht allzu viel. Den größten Teil davon trägt er die meiste Zeit über bei sich. Einen Stapel Bücher und ein Jackett hat er bei einem seiner Labelbetreiber in einer Kühlbox eingelagert. Vielleicht hat er auch mehrere solcher Depots eingerichtet. Sein wertvollster Besitz wiegt nicht allzu schwer. Er hat die Gabe, Lieder zu schreiben, die in ihrer Klarheit und beinahe aristokratischen Eleganz in der Popmusik nur noch ganz selten zu finden sind. Außerdem hat er mit seinen 25 Jahren so viele Orte besucht, dass jede Zeile eine Erinnerung, jede Metapher nicht nur Übertragung und Verweis, sondern tatsächlich zunächst einmal Erlebnis und Erfahrung ist.

„In Hearing Taste“ ist wie Großteil seines Schaffens dem Britischen Reiseliteraten Patrick Leigh Fermor gewidmet, der viele seiner Briefe mit der Schlussformel „In Tearing Haste“ unterzeichnete. Diese ihn „fortreißende Eile“ hat auch Henley seit seiner frühen Jugend in Southampton, England, begleitet und zu dem gemacht, der er heute ist. Fermor starb im Juni 2011, dem Zeitpunkt als Henley – damals noch in Paris lebend – mit den Aufnahmen zu „In Hearing Taste“ begann. Wenige Wochen später verließ er die Stadt, um für ein Jahr nach Griechenland zu gehen und weitestgehend mittelllos ebenjenen Orten nachzuspüren, die Fermor in gleichen Alter in den 1930er Jahren zu Fuß und auf Maultieren erkundete und in „A Time Of Gifts“ (1977) und „Between the Woods and the Water“ (1986) festhielt.

Es sind zunächst weltabgewandt erscheinende, zutiefst romantische Ideale, denen Henley folgt – jedoch ohne seinen Blick für das das Hier und Heute zu verschließen. Die Widersprüche, unter Tage Kalmare zu angeln, Oliven zu ernten oder Waldschnepfen zu jagen, um dann nachts betrunken zu einem überlauten Kanye West-Song zu tanzen, lösen sich auf wundersame Weise in seinem Wesen auf.

„In Hearing Taste“ ist sein Debüt – ein erstes homogenes Album mit 11 Stücken, einem Intro und einem Outro, inklusive zarter Reprise des Titeltracks. Aufgenommen und produziert wurde es im Poptones Studio, Paris, von Jean-Charles Versari. Für die Arrangements und den Großteil der gespielten Instrumente zeichnet Thos Henley allein verantwortlich, während Mixing und Mastering größtenteils in Abwesenheit erfolgten. Zu diesem Zeitpunkt war er schon zweieinhalbtausend Kilometer weit weg.

Das Album ist dabei grundverschieden von seinen bisherigen Single und EPs, die auf „A Collection Of Early Recordings“ (2011) zusammengetragen sind. Ein Teil dieser Stücke war traditionell anmutender britischer Kammerpop, ein anderer Teil raue unbehauene Folksongs von Unterwegs. Das Debütalbum dagegen fasst Popmusik wie präzise modellierte Skulpturen, ist beinahe mathematisch in seinen Strukturen, modern und transparent in seiner Produktion, ohne je seine Seele zu verlieren.

Dazu steckt zu viel Persönlichkeit in diesen Liedern und zu viel Talent in dem süchtig machenden, verschlungenen Refrain des Titeltracks, den herrlichen Streicher-Arrangements von „High And Mighty“, der Wucht, die  „The Royal Road“ allein aus Stimme, akustischer Gitarre und einigen Tupfern Orgel und Bass entwickelt, und hundert weiteren Details…

Inzwischen lebt Thos Henley wieder in Paris, schreibt an seinem dritten Album und jobbt – es gibt kaum passendere Orte – in dem Buchladen Shakespeare & Company.

Sehen & Hören:

Pressezitate:

Eclipsed: “Eine jener seltenen Platten aus der Fülle junger Singer-Songwriter, die den Hörer vom ersten Moment an hypnotisiert und nicht mehr loslässt.“

Rolling Stone: „Eine echte Entdeckung!“

Plattentests: „Henleys Stücke ruhen in sich selbst und sind so klar strukturiert wie der Inhalt eines fachmännisch gepackten Koffers, die Melodien zuoberst. Seine Melodien und Refrains sind […] wie Straßenhunde, die man einmal gefüttert hat: Man wird sie nicht mehr los. „In Hearing Taste“ verdient eine Menge Aufmerksamkeit. Und mindestens einen Wanderpokal.“

Sound & Image: „Sein sehnsuchtsvoller Folkpop schwelgt in melancholischen Bildern eines alten Europas, dem er nicht entfliehen kann und will. Sollte man sich nicht entgehen lassen.“